” Wir kommen aus einem Land, in dem Hunderttausende Bücher verbrannt wurden”
Wir befinden uns heute auf der wichtigsten Buchmesse. Und wir kommen aus einem Land, in dem hunderttausende Bücher verbrannt wurden.
Was ich Ihnen gleich erzählen werde, wird Ihnen aus der Hitler-Ära bekannt vorkommen. Aber alles passiert in dem von Erdogan in Geiselhaft genommenen Türkei.
Das Erdogan-Regime hat mit einer Liste innerhalb einer Nacht Hunderttausende Bücher verboten. Wer dennoch diese Bücher zu Hause aufhebt, sollte als Terrorist angeklagt werden.
Menschen haben in ihren Häusern und Wohnungen heimlich ihre Bücher in den Müll geworfen.
Die Fingerabdrücke der Geschichtslehrerin Arzu Akçakaya wurden auf einem Buch im Müll gefunden. Sie wurden festgenommen und gemeinsam mit ihrer 10 Monate alten Tochter Damla ins Gefängnis geschickt.
Dieses in der Geschichte noch nie vorgekommene tragische Ereignis fand 2016 in der Türkei statt. Es gibt Tausende Fälle wie das von Arzu Akçakaya, wo Menschen wegen Terrorismus angeklagt werden, weil sie Bücher lesen.
Auf dieser Messe werden Bücher von türkeistämmigen Schriftstellern verkauft, die seit Jahren im Gefängnis sind. Ahmet Altan, Nazlı Ilıcak und viele andere wichtige Schriftsteller…
In den vergangenen Jahren wurden vermutlich Millionen Bücher durch den Staat vernichtet. Alleine das Bildungsministerium hat nach eigenen Angaben 301.000 Bücher vernichtet.
Menschen werfen verbotene Bücher in den Müll nach dem sie ihre Fingerabdrücke darauf entfernt haben oder verbrennen sie.
Wir sind Journalisten im Exil, die ein Flüchtlingsboot finden konnten um vor dem Erdogan-Regime zu fliehen. Aber es gibt noch mehr als 200 Journalisten und Schriftsteller in den Gefängnissen.
Sie wurden zu 6 Jahren, 10 Jahren, 20 Jahren und sogar zu lebenslanger Haft verurteilt.
Wir haben euch nicht vergessen…vermissen euch sehr …
Wir möchten von der Buchmesse in Frankfurt hinaus in die Welt schreien, dass unsere Herzen mit ihnen sind.
Wir haben euch nicht vergessen. In eurer Abwesenheit ist die Türkei zu einem Land geworden, dass Krieg produziert. Wir brauchen euch sehr. Wir vermissen euch sehr.
Wir rufen jedes freie Individuum auf der Welt dazu auf sich solidarisch mit den Journalisten und Schriftstellern in der Türkei zu zeigen.