IJA, Frankfurt— In der Hördokumentation „Back to Zero. Journalisten im deutschen Exil“ von WDR 5 DOKU beleuchtet Patrick Batarilo die bewegenden Geschichten von JournalistInnen, die aus politischen Gründen aus ihren Heimatländern fliehen mussten und nun in Deutschland im Exil leben. Die Dokumentation stellt unter anderem den türkischen Investigativjournalisten Cevheri Güven, einen russischen Fotografen, eine ukrainische Journalistin und einen somalischen Reporter vor, die alle auf unterschiedliche Weise weiterhin gegen Repression und Zensur kämpfen und versuchen, die Verhältnisse in ihren Herkunftsländern zu verbessern.
Cevheri Güven: Ein türkischer Journalist im Exil
In der Hör-Doku des öffentlichen deutschen Senders WDR wird beschrieben, wie Cevheri Güven in einem bescheidenen, abgeschiedenen Dorf lebt. Einst Chefredakteur des oppositionellen Magazins Nokta, betreibt er heute einen der einflussreichsten regierungskritischen YouTube-Kanäle der Türkei. Mit seiner investigativen Arbeit erreicht er Millionen von Followern, die seine Berichterstattung über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in der Türkei verfolgen. Güven, der 2016 nach Deutschland floh, nachdem ihn die türkischen Behörden wegen „Verunglimpfung des Präsidenten“ und „Terrorpropaganda“ angeklagt hatten, berichtet weiterhin unerschrocken über die Missstände in seiner Heimat. Aber das hat auch in Deutschland seinen Preis. Auch für seine Frau und seine Kinder.
„Manchmal, wenn die Drohungen zu stark werden, fragt mich meine Frau: ‚Kannst du nicht etwas anderes machen?‘“ erzählt Güven. „Aber wenn ich meinen Beruf wechseln würde, würde ich für den Rest meines Lebens traurig sein. Ich hätte dann mein Land verraten. Ich werde bis an mein Lebens Ende Journalist sein.“
Neben Güven erzählt die Hördoku auch die Schicksale anderer JournalistInnen. Der Fotograf aus Russland, der anonym bleibt, lebt in Leipzig in zurückgezogener Isolation und widmet sich obsessiv Bildergalerien, die die Wahrheit über den Angriffskrieg in der Ukraine darstellen. Seine Arbeit zielt darauf ab, die staatliche Propaganda in Russland zu durchbrechen und die Realität des Konflikts sichtbar zu machen.
Im Herzen Berlins setzt sich der somalische Journalist nach einer traumatischen Flucht für die Sicherheit seiner Kollegen in Somalia ein. Trotz seiner eigenen Erlebnisse von Gewalt und Bedrohung berät er aus der Ferne Journalisten in seinem Heimatland, wie sie sich vor Gefahren schützen können.
Die Rolle der International Journalists Association (IJA)
Die International Journalists Association (IJA), von Güven mitgegründet, unterstützt ExiljournalistInnen wie ihn- Die IJA bietet rechtliche Hilfe, vernetzt JournalistInnen mit internationalen Medien und organisiert Veranstaltungen, um auf die prekäre Lage der Pressefreiheit aufmerksam zu machen. „Die IJA ist ein Netzwerk und Sprachrohr für JournalistInnen im Exil, das sich für Pressefreiheit und Menschenrechte einsetzt,“ betont Güven.
Patrick Batarilo beschreibt die IJA als den Ort, an dem die freie Presse der Türkei jetzt sitzt – routiniert, charmant, großstädtisch und selbstbewusst. Die IJA ermöglicht es ExiljournalistInnen, ihre Arbeit fortzusetzen und die Geschichten und Berichte dieser JournalistInnen international bekannt zu machen. Trotz der Herausforderungen der Integration in Deutschland und der persönlichen Belastungen, die mit dem Exilleben verbunden sind, bleibt die Arbeit dieser JournalistInnen entscheidend. Sie zeigen, dass Journalismus aus dem Exil heraus weiterhin eine starke Stimme für Wahrheit und Gerechtigkeit sein kann.
Die Hördoku endet mit einer Reflexion über den Einfluss des Exiljournalismus auf die Heimatländer der JournalistInnen. Obwohl die emotionale Belastung des Exils schwer wiegt, zeigt die Geschichte von Cevheri Güven und seinen Kollegen bei der IJA, dass ihr Engagement und ihre Berichterstattung eine wichtige Rolle dabei spielen, Licht ins Dunkel zu bringen und die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
Mit Millionen von Followern und einem unerschütterlichen Willen haben Exil-JournalistInnen einen festen Platz im Herzen vieler Menschen gefunden, die sich nach unzensierten Nachrichten und authentischen Berichten sehnen. Ihre Bemühungen symbolisieren den fortwährenden Mut und die Bedeutung des Exiljournalismus.
Die Hördoku ist unter follgendem Link erreichbar:
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/dok5/feature-back-zero-journalisten-im-exil-100.html