Der Januar fing mit einer schrecklichen Bilanz an. Die Unesco registrierte 86 Morde an Journalist*innen für das Jahr 2022. In denselben Monat fallen auch die Todestage zweier versierter Journalisten. Hrant Dink (*19.01.2007) und Ugur Mumcu (*24.01.1993). Sie haben sich wie kaum andere Journalist*innen in einer von Attentaten geprägten Zeit in der Türkei für die Demokratie und Menschenrechte eingesetzt.
Ugur Mumcu (1942-1993) war nicht nur ein investigativer Journalist, sondern auch ein linker Intellektueller, der sich vermehrt mit der türkischen Innenpolitik auseinandersetzte. Neben innenpolitischen Berichterstattungen über die Korruption, Waffenschmuggel und die Mafia im Staat, publizierte Mumcu auch Bücher über die türkische Armee, das türkische Rechtssystem bis hin zum sich ausbreitenden islamischem Fundamentalismus in der damaligen türkischen Gesellschaft. Seine Publikationen störten diejenigen, die der Demokratisierung des Landes im Weg standen. So fiel Mumcu letzten Ends zum Opfer seiner aufklärerischen Gedanken und Taten. Am 24. Januar 1993 wurde Mumcu durch ein Bombenattentat ermordet. Die Bombe wurde in seinem Auto platziert. Die Täter wurden bis heute nicht gefasst.
Hrant Dink (1954-2007): linker Journalist mit armenischer Herkunft. Er arbeitete als Herausgeber der Wochenzeitung Agos. Dink ging es ebenso vermehrt um die Auseinandersetzung mit innenpolitischen Themen der Türkei, insbesondere recherchierte er zum institutionellem Rassismus im Staat und in der Gesellschaft. Er publizierte mehrere Artikel zum Völkermord an den Armeniern, wodurch er sich in nationalistischen Kreisen schnell verhasst machte. Seine armenische Herkunft und sein Linkssein waren eine Bedrohung für das nationalistisch geprägte Türkei. Seine Artikeln nahm man als „Beleidigung des Türkentums“ wahr. Nichtsdestotrotz war er stets ein mutiger Journalist und ein Kämpfer für Frieden, der seinesgleichen sucht. Am 19. Januar 2007 wurde er auf offener Straße von einem türkischen Rechtsextremisten erschossen. Die Hintergründe dieses Attentats sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt.
Sie sollen nicht vergessen werden, wie alle anderen Kolleg*innen, die aufgrund ihres Berufes ums Leben kamen.